Ablauf der Eingewöhnung im Kindergarten

Eingewöhnung im Kindergarten - erstes Kennenlernen mit den anderen Kindern Foto: veryulissa / shutterstock.com
Eingewöhnung im Kindergarten - erstes Kennenlernen mit den anderen Kindern Foto: veryulissa / shutterstock.com

Eine unbekannte Umgebung, viele fremde Menschen und die Eltern sind auch nicht da! Für Kinder ist der Beginn der Kindergartenzeit ein großer Schritt. Ängste und Unsicherheiten sind eine natürliche Reaktion. Daher ist eine sanfte und vor allem schrittweise Eingewöhnung wichtig.

Sie als Eltern müssen nicht befürchten, Ihr Ein und Alles von jetzt auf gleich in eine Kindertagesstätte zu geben. Beruflich sind viele Eltern früher oder später zu diesem Schritt gezwungen und daher ist eine gute Planung wichtig, wann der beste Zeitpunkt für die Eingewöhnung gekommen ist.

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Dabei ist die Zeit im Kindergarten für die Entwicklung eines Kindes unabdingbar. Im Vordergrund stehen vor allem emotionale Entwicklung, die Förderung sozialer Kompetenzen und die Stärkung wichtiger, motorischer Kenntnisse und Fertigkeiten.

Bevor es soweit ist, lassen Sie sich mit Ihrem Kind gemeinsam auf das Abenteuer ein und beginnen Sie diesen neuen und spannenden Lebensabschnitt, Schritt für Schritt.

Die Eingewöhnung: Es gibt verschiedene Modelle

Grundsätzlich sollten Sie bemüht sein, den Schritt nicht übereilt und unter Zeitdruck vorzunehmen. Legen Sie die Eingewöhnungszeit daher nicht unmittelbar vor den Wiedereinstieg in Ihren beruflichen Alltag. Das setzt Sie unnötig unter Zeitdruck und erzeugt Stress, den Kinder instinktiv spüren. Das wiederum sorgt für Verunsicherung.

Inzwischen bieten die Kindergärten verschiedene Modelle an, die zur Eingewöhnung genutzt werden. Sie helfen nachweislich dabei, dass sich ein Kind leichter an die neue Umgebung und selbstverständlich an die Erzieher gewöhnt.

Im Vorfeld findet immer ein erstes Gespräch statt. Hier lernen sich nicht nur die Eltern und Erzieher kennen, sondern auch das Kind darf einen ersten Blick auf die neue Umgebung werfen. Dieses Gespräch ist vor allem für die Erzieher sehr wichtig, um den Entwicklungsstand des Kindes einzuschätzen. Denn jedes Mädchen und jeder Junge entwickelt sich unterschiedlich und das ist auch gut so.

Das Berliner Modell

Dieses Modell umfasst verschiedene Phasen. und umfasst eine Woche.
Die erste Phase ist ein dreitägiges Kennenlernen. An diesen Tagen ist das Kind nicht allein, sondern wird von den Eltern beziehungsweise einem Elternteil begleitet. Dabei übernehmen Sie eine passive Rolle. Sie stehen Ihrem Kind bei und geben ihm die Sicherheit, wenn es die Gruppe und die Erzieherin kennenlernt. Diese wiederum knüpft einen ersten, vorsichtigen Kontakt ohne dabei Ihr Kind zu etwas zu drängen.

Zwischen ein bis maximal zwei Stunden pro Tag werden hierfür vorgesehen. Eine Trennung findet noch nicht statt.

Die zweite Phase beginnt ab dem vierten Tag. Beginnen Sie mit der ersten Phase möglichst an einem Montag, sodass die zweite Phase unmittelbar daran anschließen kann.

Es ist immer besser, wenn der erste Trennungsversuch unmittelbar nach dem ersten Kennenlernen stattfindet. Jetzt gilt es, dass die Eltern den Gruppenraum für ein paar Minuten verlassen, jedoch nicht die Einrichtung. Nun wird geschaut, wie das Kind mit der Situation umgeht. Die Erzieherin ist nun Ansprechpartner und Vertrauensperson für das Kind. Gelingt das recht gut, wird diese erste Trennung auf bis zu 30min verlängert. Am nächsten Tag wird es wiederholt.

Die Phase drei schließt sich fließend der zweiten Phase an. Nach und nach wird die Trennungszeit verlängert und mitunter bis zur Mittagszeit ausgedehnt. Das wird sehr individuell vollzogen.

In der Schlussphase geht es darum, dass die Eltern die Einrichtung verlassen, jedoch stets gut erreichbar bleiben.

Nach gut drei Wochen haben sich Kinder mit der neuen Situation abgefunden. Es wird jedoch noch einige Wochen dauern, bis sich das Kind heimisch und geborgen fühlt.

Start in den Kindergarten
Start in den Kindergarten EME / Pixabay

Das Münchner Modell – Eingewöhnung über zwei Wochen hinweg

Im Gegensatz zum Berliner Modell gilt es in der Eingewöhnungszeit nicht nur die eigene Gruppe und die eigene Erzieherin kennenzulernen, sondern die gesamte Einrichtung. Hintergrund dieses Modells ist es, dass das Kind sich auf mehrere Bezugspersonen einstellt und nicht auf eine Erzieherin fixiert ist.

Phase eins umfasst eine gesamte Schnupperwoche. Sie und Ihr Kind begleiten den Alltag in der Kita über den gesamten Tag hinweg. Dabei lernen Sie alle Gruppen und Erzieherinnen kennen.

In der zweiten Phase beginnt ab dem sechsten Tag eine schrittweise Trennung.

Hinweis:

Egal welches Modell zur Anwendung kommt. Es wird stets sehr individuell ausgelegt und selbstverständlich an die Bedürfnisse des Kindes angepasst.

Trennung von den Eltern kann geübt werden

Sichtlich schwer fällt Kindergartenkindern das Alleinsein, wenn diese zuvor noch nie wirklich über einen längeren Zeitraum von den Eltern getrennt waren. Üben Sie daher im Rahmen Ihrer Möglichkeiten die Trennung. Eine Nacht bei den Großeltern oder bei Tante und Onkel wären einen Versuch wert. Auch Tagsüber ist es wichtig, dass Kind hin und wieder in die Obhut von Verwandten oder guten Freunden zu geben, damit sich schlicht weg beide Seiten daran gewöhnen können. Denn Hand auf Herz: Es sind nicht nur die Kleinen, die unter der Trennung leiden, sondern vielmehr auch die Eltern. Nehmen Sie sich daher unbedingt die Zeit, sich darauf entsprechend vorzubereiten.

Nutzen Sie zudem Gelegenheiten, gemeinsam mit Ihrem Kind zu Krabbelgruppen oder Spielgemeinschaften zugehen, bei denen Gleichaltrige zugegen sind. So kommt Ihr Kind bereits vor der Kindergartenzeit in den Kontakt mit anderen Kindern.

Nachweislich gewöhnen sich Kinder leichter an den Kindergarten, wenn sie zuvor Erfahrungen mit anderen Kindern gemacht haben und auch eine kurzzeitige Trennung erlebt haben.

Tipp:

Überlegen Sie sich einen hübschen Spruch zum Abschied.

„Wir werden uns bald wiedersehen und uns herzlich freuen. Ich werden dir die Nase kitzeln und dich ganz fest drücken.“

Lassen Sie Ihrer Fantasie etwas Freiraum und entwickeln Sie einen Spruch oder Satz, der Sie ganz fest als Familie kennzeichnet. Wann immer Sie von jetzt an gehen, sagen Sie diesen Satz und eben jenen, wenn Sie zurückkommen. Ihr Kind wird es als festen Bestandteil lernen und sich sicherer fühlen.

WICHTIG:

Schleichen Sie sich bitte niemals heimlich davon! Das ist unter dem Strich für Ihr Kind sehr viel schlimmer. Denn es wird nicht verstehen können, warum Mama oder Papa plötzlich verschwunden sind. Nehmen Sie immer richtig Abschied und versuchen Sie nach allen Mitteln, Ihrer Tränen so lange zurück zu halten, bis Sie außer Sichtweite sind. Anderes würde Ihren kleinen Schatz unnötig verunsichern.

Mein Kind weint bitterlich! Was kann ich tun?

So grausam dies im ersten Moment klingt, es wirkt auf Sie als Eltern meist schmerzlicher und unerträglicher, als es wirklich für Ihr Kind ist. Die vielen Jahre der Erfahrung einer Erzieherin bestätigen immer wieder, dass Kinder sich meist schnell beruhigen und nur wenige Minuten, wenn nicht sogar nur Augenblicke nach Ihrem Gehen brauchen, um mit den Gedanken bei den anderen Kindern oder einer eigenen Beschäftigung zu sein.

Die Tränen Ihres Kindes sind Ausdruck dessen, dass es traurig ist, von Ihnen getrennt zu sein. Es ist weder Wut noch Ärger. Warum auch sollte sich ein Kind freuen, sich von den Eltern zu trennen. Sehen Sie es hin und wieder von dieser Perspektive.

Tipp:

Gestalten Sie den Abschied herzlich, aber schnell und konsequent. Mit anderen Worten, tun Sie sich nicht nur selbst damit einen Gefallen, sondern auch Ihrem Kind.

Schlussendlich hilft die Eingewöhnungszeit sowohl Ihnen als auch Ihrem Kind, diesen wichtigen Schritt zu gehen. Schenken Sie Ihrem Sprössling stets Zuversicht und Vertrauen, dann wird es für beide Seiten nicht allzu schwer werden.

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